Völlig ausgelaugt standen die Spieler von Rot-Weiss Essen auf dem Platz. Nach dem üblichen Mannschaftskreis nach dem Abpfiff gingen sie in Richtung Gegengerade, auf der die Gästefans üblicherweise stehen. Gewartet hatten dort jedoch die wenigsten von der ohnehin schon mau gefüllten Tribüne. Die Frustration bei den Fans aufgrund einer erneut gescheiterten Saison ist nicht nur aufgrund des Stimmungsboykotts spürbar.
In einer anderen Saison, in einer anderen Lage wäre dieser Punkt vermutlich noch gefeiert worden. Der qualitativ hochwertig besetzten Viktoria einen Punkt abzutrotzen, das ist schließlich keine Selbstverständlichkeit. Doch statt Zufriedenheit überwog anscheinend wieder mal der Frust. Denn nach der Pause war mehr drin, weil die Neitzel-Elf 30 Minuten in Überzahl spielen durfte.
Patrick Koronkiewicz hatte nach einer Notbremse gegen Kamil Bednarski die Rote Karte gesehen. Fortan konnten die im Vergleich zu Köln etwas schwächeren Bergeborbecker plötzlich anrennen und erspielten sich Chance um Chance. Nutzen konnten sie diese jedoch nicht. Ob der Schuss von Kevin Grund von der Strafraumkante (66.), der Kopfball von Marcel Platzek (68.) oder als der Essener Top-Stürmer eine Minute später aus kurzer Distanz verpasste. Immerhin haben sie gleichzeitig zu Null gespielt. Das war auch schon oft genug anders.
Und gerade mit der Defensivleistung zeigte sich Essens Trainer Neitzel einverstanden: „Die Mannschaft hat die Dinge gut gemacht, die nichts mit Technik, Taktik oder Talent zu tun haben, sondern sich reingeworfen und versucht den Kasten sauber zu halten. Das ist das, was an Basics da sein muss.“ Neitzel weiter: „Du kannst es gewinnen, aber du kannst es auch verlieren. Deswegen bin ich einigermaßen zufrieden“, sagte der Fußballlehrer, der völlig unbescholten an die Sache herangehen konnte.
Am Samstag geht es für den Deutscher Meister von 1955 weiter: Dann trifft RWE zuhause auf Alemannia Aachen zum Traditionsduell. Wie in der Hinrunde wurde auch das zweite Saison-Duell zu einem Sport1-Livespiel auserkoren. Was dann stimmungsmäßig passieren wird, bleibt abzuwarten. Doch auch dafür muss man in den nächsten Wochen Lösungen finden…